Klima-Review 02

2020: Platz 2

2020 war das zweitwärmste Jahr seit 1850. Von den Temperaturen im Jahr 2019 konnte es sich nur ganz knapp abheben. Spitzenreiter bleibt 2016. Die Welt ist inzwischen etwa 1,2° C wärmer als im vorindustriellen Zeitalter.

Kaffee, wild und resilient

In Westafrika wurde eine wilde Kaffeepflanze entdeckt, die den Kaffeegenuss auch noch in der Klimakatastrophe sichern könnte. Die bisherige Hauptsorte Coffea arabica ist nämlich hitzeempfindlich. Mit ihr stehen 75 % des weltweiten Kaffeekonsums auf der Kippe. Dagegen ist Coffea stenophylla hitze- und dürreresistenter. Derzeit überlegt die Kaffee-Industrie, ihre Plantagen in kühlere, feuchtere Gegenden zu verlegen, könnte aber auch versuchen, Coffea stenophylla zu kultivieren und ihre Resilienz in andere Sorten zu kreuzen.

Das Tote Meer vergeht

Einfach nur tot zu sein, ist manchmal noch nicht genug. Der Wasserstand des Toten Meers sinkt jährlich um etwa einen Meter. In den letzten 30 Jahren gingen 30 Meter verloren. In der Umgebung haben sich inzwischen tausende Sinklöcher gebildet. Wohngebiete und Landwirtschaft werden dadurch beeinträchtigt, besonders auf jordanischer Seite. Das Wüstenkönigreich ist ein Binnenland und sieht bis 2100 einer Dürreprognose von minus 30 Prozent Niederschlag und Durchschnittstemperaturen von 46,7° C am Tag und 32° C des Nachts entgegen. Ressourcenkonflike sind vorprogrammiert. Klimaschutz ist Konfliktprävention.

Irreparables Weltklima?

Geo-Engineering in Atmosphäre oder Ozeanen könnte durch Partikelinjektion Sonnenlicht abhalten oder chemisch CO2 binden, oder durch Algendüngung könnte CO2 gespeichert werden. Diese Abschwächungsmaßnahmen hätten ihrerseits aber Auswirkungen, die kaum erforscht sind. Außerdem könnten andere Maßnahmen viel effektiver sein. Schutz der Wälder und Wiederaufforstung sind ein besserer Garant als Algendüngung mit unsicherem Effekt und unkalkulierbaren Nebenwirkungen. Außerdem müsste das durch Geo-Engineering herbeigeführte künstliche Gleichgewicht dauerhaft aufrechterhalten werden.

Nach uns die Sintflut – in der Antarktis!

Brutkolonie der Adeliepinguine. Foto: lin padgham, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

240 Prozent mehr Niederschlag in der Antarktis. Das ist die Vorhersage bis 2100. Bisher gilt die Antarktis als Wüste. Fehlende Wetterfronten und trockene Luft führen zu wenig Niederschlag. Wenn es dort regnet oder schneit, dann vornehmlich an den Küsten, wo Kaiser- und Adeliepinguine durch diesen Turbo-Anpassungsdruck gefährdet sind. Ihre Küken haben kein wasserdichtes Federkleid. Werden sie nass und wird es daraufhin wieder kalt, erfrieren sie. Nach schweren Regenfällen starb 2013-2014 der gesamte Nachwuchs einer der größten Kolonien von Adeliepinguinen in der Südostantarktis. Der zunehmende Niederschlag wird auch die Eisschmelze verstärken. 2020 kam es außerdem zur größten je gemessenen Hitzewelle in der Antarktis, wo mehrere Stationen deutliche Plusgrade von bis zu +20° Celsius maßen.

Motor für Naturkatastrophen

Extreme Wetterbedingungen waren in den letzten zehn Jahren für über 90 Prozent der großen Naturkatastrophen verantwortlich.

Das Leiden der Tiere

Nachdem wir Menschen bereits die Hälfte aller zeitgenössischen Arten ausgelöscht haben, stehen von der verbliebenen anderen Hälfte derzeit 25 Prozent unter starker Ausrottungsgefahr. Durch den Klimawandel wird das zusätzlich verstärkt. Während wir sehenden Auges in die Klimakatastrophe fahren, wissen wir kaum, was wir damit rezenten Arten antun.

Für nur 87 von über 6.400 Säugetierarten wurden bisher Forschungen darüber angestellt, welche Auswirkungen der Klimawandel auf sie haben wird. Und das ist neben den Vögeln noch die meisterforschte Tierklasse. Dabei beeinflussen Tiere das Pflanzenwachstum, wovon Grund- und Trinkwasserqualität abhängen, sowie guter Boden und Nahrung für andere Tierarten in der Nahrungskette.

Die Aussichten für drei Tierarten: Zukünftig wird es statt zu schneien eher regnen. In kalten Gebieten wird Vegetation von Eisflächen eingeschlossen, so dass Tiere wie die Spitzbergen-Rentiere schwerer oder nicht mehr grasen können. Meerkatzen sind Dürre-Experten. Aber Warmwetter und plötzliche Niederschläge vor der Paarungszeit reduzieren ihre Fortpflanzungsrate. Impala-Antilopen reagieren empfindlich auf Dürren. Vermutlich werden die Populationen kleiner werden, dem verknappten Nahrungsangebot entsprechend.

Ozeane in Atemnot

Durch die Klimaerwärmung werden die Ozeane wärmer und ihre Wasserschichten vermischen sich weniger. Dadurch nehmen sie weniger Sauerstoff aus der Atmosphäre auf. Bisher hat sich der Sauerstoffgehalt der Ozeane um zwei Prozenz verringert. Selbst wenn wir sofort sämtliche Treibhausgas-Emissionen stoppen würden, sänke der Sauerstoffgehalt bis 2065 um 10 Prozent. Das wäre das best-case-Szenario, von dem wir weit entfernt sind. Alle Auswirkungen, die das auf das Leben in den Meeren haben wird, werden auch etwa drei Milliarden Menschen zu spüren bekommen, die davon als hauptsächliche Lebens- und Nahrungsquelle abhängig sind.